19
Nov
2008

Abendliche Diskussion II Vom Turmbau zu Babel nach Amerika

Und ihre Sprache
Ist voller Anglizismen
Ja, denn auf Englisch hört sich alles besser an
Beispielsweise geheime Staatspolizei
Heißt in Amerika schlicht und einfach
NSA oder FBI
Und auch ein Wort wie CIA Agent klingt doch echt
Viel eleganter und charmanter als
Folterknecht
-Bodo Watke "die Amerikaner"-

Tausende Sprachen die wir sprechen, die Bibel beschreibt es als eine Strafe für den menschlichen Größenwahn. Amerika hat uns befreit!

Wieder einmal sitzen wir zusammen. Pierre, Brian, Joanna und ich.
Joanna, das ist die neue Praktikantin. Polin, 37. Sie war mir vom ersten Augenblick an sympathisch, als ich feststellen musste dass sie im Gespräch mit Brian nicht weniger auf den Mund gefallen ist als ich es bin. Das heutige Streitthema ist kulturellen Inhalts, und mal wieder klafften die Meinungen auseinander.

Während wir versuchen Joannas Internet zum laufen zu bringen stellt sich heraus, dass sie Deutsch spricht. Genau wie Jonna auch, und Pierre, sowie Brian können nicht verstehen warum man so eine „altmodische“ Sprache spricht.
Meine wunderschöne Muttersprache, etwas zu sehr befallen von Anglizismen, mit der man nicht fluchen kann, aber Eichendorff Gedichte geschrieben hat, von denen man Gänsehaut bekommt, Kästner ein Klassenzimmer hat fliegen lassen, Helden sich ein Denkmal bauen und die die Wise Guys zurück verlangen ist nicht altmodisch.

Joanna sagt, Sprachen sind ein Reichtum.
Brian sagt, wir können uns doch alle viel einfacher auf Englisch unterhalten. Das spricht doch jeder.
Eine weitere Sprache ist wie ein neuer Blickwinkel beschreibt Joanna. Man kann Dinge ganz neu und anders beschreiben.
Andere Sprachen verkaufen sich aber nicht mehr, meint jetzt Pierre. Die Amis sind am erfolgreichsten mit ihren Filmen, weil die Englische Sprache überall besser ankommt. Alle jungen Menschen finden das, was aus Amerika kommt cool. Amerika ist cool. Nur noch Amerika kann Kultur exportieren, weil man sie am besten versteht. Deswegen können sie als einziges Land erfolgreich Sprache exportieren.
Was Amerika exportiert ist keine Kultur sage ich, das ist Nonsens. Teenie- College- Komödien, wie wir hunderte hatten, und noch tausende folgen werden, jede Kopie schlechter als ihr Vorgänger, wie satt ich sie doch bin. Ich frage ihn nach der Qualität dieser Filme. Joanna versteht, Pierre und Brian nicht. Spreche ich etwa deutsch?
Es geht hier doch nicht um Qualität, argumentiert Brian. Es geht darum was den Menschen besser gefällt. Qualität ist sowieso für jeden etwas anderes. Für manchen ist Rolls Royce Qualität, für einen anderen Lamborghini.
Es geht mir hier nicht um irgendwelche Marken, es geht mir um ein gewisses Niveau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein gebildeter Mensch sich Big Brother ansieht.
Du würdest staunen, wenn du wüsstest wie viele das tun, wirft Brian ein.
Sie hat schon recht mit dem was sie sagt, kommt Joannas Unterstützung. Die anspruchslose Gesellschaft hat gar keine Erwartungen mehr, so ist man leichter zufrieden zu stellen.
Habt ihr jemals Forest Gump gesehen? Mit einem Sonderschul- IQ vom Präsidenten für den Kriegseinsatz ausgezeichnet, und stolz auf die Verantwortungsvolle Aufgabe als Rasenmäher im Besitz von einem Weltkonzern Apple. Das ist Amerika.
Ja, der amerikanische Traum ist verlockend. Jeder kann etwas werden. Selbst als ungebildeter Bodybilder kann man zu einem schlechten Schauspieler werden und unfähigem Gouverneur.
Und sofort wird Arny verteidigt, als wäre er ihr Blutsbruder. Bodybuilder im Fernsehen? Hat bisher keiner geschafft. Mit einem solch starken Deutschen Akzent sowieso, und dann auch noch einem Namen, der so lang ist, dass ihn sich nicht einmal Stephen Hawkin merken könnte hat er allen zum Trotz sich ganz nach Oben gekämpft.
Ja, in the Land of the Free you can be what you wanna be.
Dass er dem Deutschen Sprachraum nur peinlich ist, und sein Niveau mit jedem Satz, den er von sich gibt sinkt scheint sie nicht zu interessieren, bestärkt sie sogar noch mehr. Vielleicht sollten wir unseren Assi Tony rüber schicken, der schafft es sicher bis zum Präsidenten, oder er wird spontan zum Amerikanischen König gekrönt, denn there's a place where a kid without a cent, he can grow up to be president.
Eine Sprache ist zudem viel einfacher. Schau doch mal hin. In Amerika kamen sie alle zusammen, aus allen Ländern, haben alle alte Last hinter sich gelassen und ganz von neuem begonnen. Sie sind ganz an der Spitze und brauchen unsere Sprachen nicht. Wir schauen von unten auf zu ihnen rauf, wollen so werden wie sie, und so sprechen wie sie. Sie haben es nicht mehr nötig.
In Amerika, lege ich ein, kann man auch von New York bis nach Florida reisen und kann seinen Kaffe immer in derselben Sprache bestellen. Wer von Russland nach Portugal will benötigt mindestens zehn.
Du kannst aber nicht bestreiten, dass die Amerikanischen Marken nicht viel erfolgreicher sind! Und die Prominenten kommen auch alle nach Amerika, oder sie gehen dahin, sonst hätten sie gar keine Chance.
Amerika ist die Bühne, auf der scheinbar jeder zum Star werden kann. Sie sprechen Englisch und schon verschaffen sie sich Gehör.
Sprachen sind ein Teil der Kultur. Eine neue Sprache lernen ist eine neue Kultur erforschen, neue Menschen verstehen. Es ist wie ein neues Instrument. Mit nur einem Instrument kann man keine Symphonie spielen, die Sprachen lassen unsere Welt erst so bunt klingen, gerade in einer Zeit, in der Individualität verloren geht. Die Amerikanische Kultur produziert einen Stereotypen, der wie ein Virus alles gleich grau macht.
Aber wenn ich auch andere Kulturen kennen lernen kann nur mit meiner Sprache, wieso soll ich mir die Mühe machen eine andere zu lernen, fragt Brian, als hätte er mir die ganze Zeit nicht zugehört.
Du verstehst das nicht, weil dir eben diese Erfahrung fehlt, erkläre ich. Du kannst auf deinen Erfahrungen basierend urteilen.
British Empire, a land where the sun never sets, denke ich mir. Was vor ein paar hundert Jahren vielleicht so aussah sollte mittlerweile als Trugschluss bekannt sein. Schon da fielen die Engländer ein, predigten ihre Religion sprachen in ihrer Sprache, und wunderten sich, warum sie keiner verstand. Wunderten sich, warum sie anstatt Statuen Ziegen bekamen (s. R. K. Narayans „A Horse and Two Goats“), und jetzt ist ihr Apfel, der nicht weit vom Stamm fiel dabei, sein „Erbe“
„Weltpolizei- in- the- Name- of- God- spielen” weiter zu führen. Und diesmal scheinen sich einige Briten freiwillig als Sklaven zu melden.
Als Joanna um 5 erste Anstalten mach zu gehen, schließe ich mich ihr an. Ich gebe es auf, sie werden mich nicht verstehen. Auch wenn Amerika sich einen feuchten… um sie schert, werden sie ihnen weiter hinterher rennen. Gelobtes Land!
Auf dem Weg zur U-Bahn meint sie, dass sie auch mehr Eigenbewusstsein von den Londonern erwartet hatte. Wir beide, „old fashiond“ können nicht begreifen, dass alle sein wollen wie Amerika. Joanna vermutet sogar, dass sie vielleicht gar nicht so extrem denken, und uns nur provozieren wollten.

Pierre hatte bevor wir gegangen sind noch einen Witz erzählt: „Wie nennt man einen Menschen der viele Sprachen spricht? – Multilingual. Und einer der zweisprachig ist? –Bilingual.
Ein Mensch der nur eine Sprache spricht? Amerikaner.“ Ich bitte um eure Meinung!!
Ju-DITH - 20. Nov, 08:48

Unbelievable!

Unfassbar! Was sind das nur für -um es mit einem deutschen Wort zu sagen- Hornochsen? Dass du es nicht langsam leid bist, überhaupt Diskussionen mit ihnen zu führen?! Unglaulich, dass Amerikas Verblendung- und Verblödungsstrategie tatsächlich so erfolgreich ist.. Und dass bei einer Altersgruppe, die sich nicht gerade als "Teenie" bezeichnen kann! Peinlich! Einfach nur peinlich! Und traurig! Schrecklich die Vorstellung, alle würden Englisch sprechen oder noch schlimmer: Amerikanisch! Ich bin stolz und froh(soll ja schwer zu erlernen sein..), dass Deutsch meine Muttersprache ist. Auch wenn ich es bedauere, nicht zweisprachig aufgewachsen zu sein..Wie du schon sagtest: manches kann man nur in seiner Sprache ausdrücken. Wenn ich daran denke, wie viele Ausdrücke sich einfach nicht übersetzten lassen, die so z.B. im Englischen gar nicht existieren (einfachstes Beispiel: "Doch") oder wie oft liegt mir ein Italienischer Ausdruck auf den Lippen der die Situtaion, das Gefühl etc. am Zutreffendsten beschreiben würde, wofür es keinerlei deutsche Entsprechung gäbe, die auch nur annähernd an das herankommt, was das Italienische Wort ausdrückt (man nehme nur einmal "Basta!").. Natürlich macht es das Verständnis für- und untereinander nicht einfacher, wenn alle einen anderen sprachlichen Hintergrund besitzen aber, ob so ein "Einheitsbrei" wirklich DAS Wundermittel für sämtliche Kommunikationsprobleme ist, wage ich auch stark zu bezweifeln. Schon allein in Deutschland ist die Vesrständigung von Bundesland zu Bundesland durch dialekttypische Ausdrücke, Redeweisen etc. durch Missverständnisse gekrönt und das obwohl theortisch alle deutsch sprechen! Unterschiedliche Ausprägungen wird es trotz einer "Standardsprache" immer geben und die kulturelle Identität wird sich dann auf andere Dinge begründen, die einen wiederum von anderen abgrenzen.
Willst du die Zwei nicht einmal fragen, ob sie sich mehr als Europäer oder Amerikaner fühlen?;-) Wäre spannend, vor allem im Hinblick darauf, dass Engländer ja bekanntlich ein ganz besonderes Verhältnis zu dem Thema EU haben (Mann, ist das Geld-Umtauschen ungewohnt..und nervig! Euro ist schon Luxus!;-))

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