13
Dez
2008

Harmonietee

Ich wache auf und schiele auf mein Handgelenk, aber da ist nur ein rotes Bändchen zu sehen. Nach meinem deutschen Funkwecker tastend kommt mir ein böser Gedanke: Ich wurde ausgeraubt! Mein Zimmer ist leer, lediglich meine Jacke hängt an einem Haken. Dann dämmert es mir. Neben meinem Bett liegt ein offener Koffer, bis zum Anschlag gefüllt. Ich hab gestern Vormittag gepackt. Der Wecker, der mir sagt, dass es halb zwei deutscher Zeit ist, steht auf der Kommode. Ich kann nicht genau sagen was schlimmer riecht, meine Hände von der Knoblauchsoße (Ich dachte ich hatte sie gewaschen…) oder das verschwitzte T-Shirt, das ich noch von gestern trage. Ich greife nach der Wasserflasche, und trinke sie fast in einem Zug leer.
Dann wage ich den Gang ins Bad. Mein Tee- Adventskalender spuckt einen Harmonie Tee aus, aber erstmal brauche ich Kaffe. Ich melde mich lebend bei meinen Eltern, die sich in der Singener Innenstadt tummeln auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken. Mit den beiden Geburtstagsgeschenken für 2 Freundinnen und den Weihnachtsgeschenken für meinen Bruder und seine Freundin hab ich die Hälfte bereits organisiert. Alles schon ordentlich verstaut in dem riesigen orangefarbenen Trolli. Ich brauch noch eine ganze Weile um aus dem Bett zu kommen.

Als ich die Küche betrete schaut Marco mich an, und lacht mich dann aus. Ich muss einen leicht verwirrten Eindruck machen. „Igitt!“ Fahre ich ihn an, „wie kannst du so früh morgens Zwiebel schneiden!“ „Es ist drei Uhr am Nachmittag“ entgegnet er mir daraufhin, und öffnet eine Dose Fisch. Mein Magen macht einen Purzelbaum, allerdings nicht vor Freude…
„Was macht dein Job“ frage ich ihn, er wurde gefeuert, erzählt er, fügt aber im selben Satz dazu, dass er wieder im Pizza Hut anfängt. „Wieso“, will ich wissen und betrachte das Chaos, das er mal wieder auf der gesamten Arbeitsfläche veranstaltet hat. „Keine Ahnung“. Er zuckt mit den Schultern und meint, der Chef hatte ihn wohl nicht leiden können. „Macht nichts“, sage ich, passiert jedem Mal. „Mein vorletzter Chef aus dem Pub in dem ich gekellnert habe war auch n ganz schönes Arschloch, über das sich alle aufgeregt haben. Nur war ich die einzige, die ihm so unverschämt zurück kam, wie er mit uns allen umsprang. Als ich die Nachricht, nicht mehr kommen zu müssen dankend angenommen hatte, hab ich keine 30 Minuten gebraucht, um was Neues zu finden, mit einem weitaus wärmeren Arbeitsklima.“

Mein Kühlschrankfach gibt außer Lyoner und Marmelade nicht viel her, und mir ist nach weder noch, aber ich habe Hunger und entscheide mich für den Lyoner.
Annika meint am Telefon dass sie sich noch für keine Rute entscheiden haben, aber jetzt demnächst loslaufen. Wir wollen auf einen Nikolausumzug, der dann am späten Abend in einem Club seinen Höhepunkt finden soll.
Auf das alberne Weihnachtsmannkostüm das ich für 3 Pfund im Lidl gefunden hab ich genau so wenig Lust, wie auf das dunkelgrauen Regenwetter vor meinem Fenster.

Ich entscheide mich erstmal, die Platzwunde am Fuß meines Stoffhasen zu verarzten, bevor ich weitere Planungen in Angriff nehme.
Während ich die Bilder von der Digcam auf meine Laptop ziehe, diese Zeilen tippe zieht mein Harmonie Tee. Den Wohlfühl- Tee, den ich gestern nicht getrunken habe schmeiß ich mit in den Krug.
Mein Herz rast, vermutlich war der Kaffe etwas zu stark. Die Partylaune lässt noch auf sich warten. Heute wär n Tag um gemütlich was trinken zu gehen, und sich über belanglose Dinge zu unterhalten, die einem wichtig erscheinen. Aber nicht Party.
Eigentlich hatte ich mich auf die Nikolaussache gefreut.

Während ich es den Ohrbooten überlasse mich doch noch in Partylaune zu bringen, klingelt mein Handy. „Wo bist du?“ schreit Angie in ihr Handy“. Auf dem Bett in Jogginghose, mit Tee in der Hand. „Putz mir grad die Zähne und wollte dann los“ flunkere ich. „Wo seid ihr?“ „Leichester Square“ „Bin in ner dreiviertel Stunde da“ Antworte ich, und greife nach meinem Glas Tee. Dreiviertel Stunde? Meine Zeiteinteilung ist schlechter als die Musik von Dieter Bohlen. Wie soll ich in 45 Minuten am anderen Ende der Stadt sein, und das in Nikolauskostüm mit Bart und dem Schwachsinn. Tee auf ex, Zähne putzen und los. Ich bin also mal weg…
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