13
Dez
2008

So jung kommen wir nicht mehr zusammen

Während der Bass mir dumpf in den Magen schlägt, und elektrische Töne die Scheinwerfer Show untermalen tanze ich, und tanze als gebe es kein morgen. Von der Schicht im BB spüre ich nichts mehr. Während der Bass mir dumpf in den Magen schlägt, und elektrische Töne die Scheinwerfer Show untermalen tanze ich, und tanze als gebe es kein morgen. Von der Schicht im BB spüre ich nichts mehr. Weder Müdigkeit, noch Schmerzen, geschweige denn das dringende Sitzbedürfnis, das man nach dem Kellnern immer bekommt.
Birgit, Tom und Sebastian sind noch mitgekommen, und dass wir uns in diesen Keller verlaufen haben, der sich als richtig guter Club plötzlich geoutet hat war eher der Zufall, dass das Traffic an einem Freitag Abend bereits um 2 Uhr zu macht und uns nach unserem ersten Getränk rausgeworfen hat. Das El Paso erinnert mich etwas ans „Passe“ aus meiner kleinen Stadt in Deutschland. Man könnte kaum glauben in London zu sitzen. Wir bestellen 4 Pitcher Long Island Ice Tea, während dessen gesellen sich noch Claus, Birgits Freund und ein brasilianischer Arbeitskollege zu uns. „Auf uns“ sage ich und halte das Glas hoch. „So jung kommen wir nicht mehr zusammen“ meint Sebastian und wir prosten uns zu.“ Tom hat mir zum Abschied ein kleines Buch mit Erwachsenen- Witze geschenkt, das wir durchblättern, und uns unsere Favoriten vorlesen. Als wir dann endlich eine Etage tiefer im Club des Hauses ankommen, fühl ich mich wie daheim. So muss man feiern, ohne Lackschuhe, ohne diese albernen Babydoll Kleider und die Toupierten Haare und die kleinen Handtaschen. Einfach nur die Musik, die Party, die Menschen und die Geselligkeit. Der DJ kam extra aus den 70ern angereist, er ist groß, blond, sehr schmal und trägt einen Oberlippenbart. Der Bader Meinhof Komplex, der hier deutsch untertitelt gezeigt wird hat wohl neue Trend- Revival aufkommen lassen.
Ein Mädchen drückt mir rote Eintrittsbänder vom Aquarium in die Hand und sagt damit bekäme man vergünstigten Eintritt. Ein schwarzer junger Kerl ruft mir zu dass man um die Uhrzeit da nicht mehr rein käme und ich entgegne noch nie ein Problem gehabt zu haben in den Laden zu kommen. Eigentlich war ich nur einmal da, ich bin kein Freund vom „Immer im selben Club rumhängen“, und eigentlich will ich ihm nur sagen „Ey du cooler Hampel, ist ja echt doof für dich, dass DU nicht rein kommst“. Keine Ahnung ob er den Subtext versteht, aber er meint „großartig, dann komme ich mit dir mit“ und bietet mir sofort was von seinen Drogen an. „Ich hab mein eigenes Zeug“ lüge ich ihm COOL ins Gesicht, drehe mich wieder meinen Freunden zu und tanze weiter, tanze so bewusst als würde ich das letzte Mal in meinem Leben tanzen. Ich nehme die drei auf einmal in den Arm und schreie „kann ich euch so alle mitnehmen?“ und mir wird schmerzlich bewusst, dass ich nicht nach Hause will, um meinem ganzen alten Alltag wieder ausgesetzt zu sein, ich will nicht abends daheim sitzen und sehn, wie meine Freunde zu alt für die ganzen Geschichten werden, oder lieber mit Schatz daheim bleiben. Ich will nicht wochenends durch dieselben Kneipen ziehen, und immer dieselben Gesichter sehen, die mit dem zufrieden sind was man ihnen vorwirft.
Als Kind denkt man über sein Alter nicht nach, als Jugendlicher will man älter werden, und dann ist man 20, und 21, weiß die zwanziger werden noch schneller vorbei gehen als die Jahre zuvor, man wird also bald 30, und ein Jahr nach 30, da ist schon die 40, und dann sind wir so alt wir unsere Eltern. Und wofür wir uns dann rechtfertigen müssen, dass will noch gar keiner wissen, ob wir alles richtig gemacht haben, ob wir Karriere und Kinder haben, und uns Sonntags zu Kaffe und Kuchen verabreden. Da ist ja auch weiter nichts dran, es gehört dazu, und es wird definitiv seine schönen Seiten haben, aber im Moment ist das das immer näher rückende, drückende Ende dieser absoluten Freiheit, die wir JETZT verspüren.
Irgendwann stehen wir draußen, der Rest um mich raucht. Wir verabschieden uns, irgendwie stehe ich aber immer noch in dem Club und tanze. Nachdem sich die Wege trennen laufen Sebastian und ich zum Bus, als mein Magen „HUNGER!“ schreit. Seiner auch, wir retten uns in den einen der beiden Dönerläden, und stimmen überein, dass die Türken hier das noch etwas lernen müssen, mit dem Brot und dem Fleisch mit Salatgarnitur. Eine halbe Portion im gehen weiter gegessen biegt mein Bus um die Ecke. „Wir telefonieren“ meint Sebastian, ich umarme ihn kurz, und springe winkend in Richtung Haltestelle, wo der Fahrer böse auf meine nach Knoblauchschleuder riechendes Frühstück schaut.
Durch die Scheiben sehe ich Nacht und regen, komisch, denke ich, den habe ich draußen gar nicht war genommen. Im Kopf immer noch tanzend falle ich auf den Stuhl. Durch die großen Frontscheiben mit den riesigen Wischern erkenne ich, dass die U-Bahnen bereits wieder in Betrieb sind. Um halb 7 stolpere ich die Treppe hoch in mein Zimmer, falle in mein Bett, schlafe ein, und tanze.
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