28
Jan
2009

Schalter, Pech und Pannen

Der unfreundliche Mann am Schalter (ich betone deswegen, weil das hier Voraussetzung ist; solltet ihr euch mal um einen Schalterjob in England bewerben, fügt bei, dass ihr unfreundlich seid, das gibt Pluspunkte!) nimmt die 17 Pfund für das Ticket entgegen und reicht mir meinen Fahrschein. Annika wird ein letztes Mal gedrückt, ich danke ihr für alles und sie antwortet ich solle bald wieder vorbei schaun. Auf meiner To- Do Liste für die nächsten beiden Monate steht das ganz oben.
Der Zug rattert los. Meinen Kleintransporter hab ich in dem Teil des Zuges verstaut wo die Türen sind. Um durch den Gang zu passen bräuchte er eine einjährige Mitgliedschaft bei Weight Watchers.
Jetzt sitze ich ganz allein im Zug. Ich schäle meinen Kleiderschrank von mir und bin überrascht dass mir das in 5 Minuten gelingt. Jetzt fühle ich mich immerhin ein Stück erleichtert. Theoretisch könnte ich ein bisschen schlafen oder die Erlebnisse noch mal Revue passieren lassen, aber ich bin zu aufgeregt um mich zu entspannen und zu müde um denken zu können. Und klar, ein bisschen Wehmut ist dabei. Eigentlich ein ganzer Brocken davon.
Am Flughafen angekommen lässt London noch ein letztes Mal grüßen. Ich hatte vergessen dass ich noch an einem letzen Schalter vorbei muss: dem Check- In.
„That’s too much, you have to split it“ sagt die Dame kühl. Die Waage sagt 36 Kilo. „I’m sorry, I don’t understand.“ Dasselbe Gewicht wie beim Hinflug. „Maximum 34 kilo, you have to split it.“ Aha! Schon eine Information mehr! Mein Koffer ist 2 überaus unverantwortliche Kilo zu schwer. Ich brauche ein weiteres Gepäckstück. „I don’t have any bag.“ „I don’t care you have to split it.“
Benni und sein Arbeitskollege, die in der Schlange hinter mir stehen und in einer Stunde nach Köln fliegen bieten mir ihre Hilfe an. Sie beide waren, wie sie mir bereits während wir anstanden erklärt haben, geschäftlich ein paar Tage in London. „How much time do I have?“ wende ich mich an den despotischen Schalterdrachen, um zu erfahren, dass ich in den nächsten 12 Minuten eingecheckt haben muss. Ich lasse also mein Köfferchen bei den beiden Kölnern stehen, und renne los. Den Kleiderschrank wohl gemerkt wieder angezogen…
Trollis und Schalenkoffer in bunt und schwarz sind ausgestellt und warten auf einen neuen Besitzer. Und wählerisch sind sie! Der Käufer sollte nämlich reich sein, zumindest bis er sie sein Eigen nennen kann. Hundert Pfund aufwärts kosten die Dinger. Da bekomm ich die ja bei Europe Home Shopping günstiger, und wahrscheinlich noch ein Beauty Case kostenlos dazu.
„How can I help you Darling?“ fragt die ältere Dame hinter der Kasse. Jetzt weiß ich also auch warum sie hier Koffer verkauft und nicht am Check- In Schalter steht. „What ist he biggest cheapest bag you have?“ frage ich, worauf hin sie mir ein schwarzes Mäppchen unter die Nase hält. „Oh no! I need a big one to check in!“ erkläre ich ihr, und sie zieht es mit den Worten „it’s huge“ auseinander, und das kleine schwarze Mäppchen verwandelt sich vor meinen Augen in einen riesengroßen schwarzen Müllsack mit Henkeln und Reisverschluss! Den Sack, der von 16 Pfund auf 8 runtergesetzt war, klemme ich mir unter den Arm, kämpfe mich durch die Menschenmassen in der Halle, reiße den Koffer einweiteres mal auf und stopfe wahllos Pullis, T- Shirts, eine Decke und Schuhe in meine neue schicke Tasche. Dann drängle ich mich in der Schlange am Schalter ganz nach vorn (die Engländer behaupten eh immer, dass wir Deutschen das so gut können, das ham se nun davon) lade Koffer und Tasche drauf und frage, was ich denn für das Übergepäck zahlen muss. „Nichts“ antwortet mir die Dame. Vorerst fehlt mir aber die Energie mich zu freuen. Später erfahre ich, dass das Flugzeug ohne hin nur halb voll war, und in solchen Fällen Germanwings sehr kulant ist.
Nachdem ich wegen der Metallknöpfe an meiner Jacke komplett abgetastet und durchleuchtet wurde erzählt mir mein Flugnachbar, dass sein Koffer mir 36 Kilo problemlos durchging. Und während wir im Sonnenuntergang die Startbahn entlang fahren schlafe ich endlich ein.
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Praktikum in London

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