Home is where your heart ist
Plötzlich ist London riesengroß. Ich laufe in Richtung Tube, durch die Menschenmasse. Alle sind sie auf dem Heimweg, so wie ich auch. Nur fühle ich mich nicht so. Nach einem stressigen Arbeitstag laufen die Anzüge durch die große Halle der Liverpool Street Station, freuen sich auf ihren Feierabend und ich stehe mitten drin.
Nachdem meine Familie die letzen 3 Tage hier in London verbracht hat, hätte ich sie gerne hier behalten. Es ist nicht fair, wenn man eine sieben Millionen Stadt mit den 3 wichtigsten Menschen teilen muss.
Die Tube steht schon da, und ich steige ein. Die erste Station, an der ich umsteigen muss kommt mir fremd vor. Ist sie auch, denn es ist de falsche. Nach zwei Monaten täglicher Tubefahrerei hab ich es das erste Mal geschafft in eine komplett falsche Tube zu steigen! Ich steige um, und vergesse gedankenverloren dass ich ja umsteigen muss, aber das ist mir auch egal. Müde steige ich später aus der U-Bahn nahe meiner Wohnung, während ein paar junge Deutsche an mir vorbei laufen. Einer von ihnen scheint hier zu leben, der Rest frägt „welche Treppen müssen wir nehmen?“
Das Wochenende hat Samstag morgen begonnen, als ich meine Eltern und meinen Bruder an der Liverpool Street Station abgeholt habe, und nach einem kurzen Check in gleich nach London Bridge geschleift habe, um ihnen im ältesten Viertel Londons, wo sich im elften Jahrhundert die ersten Menschen angesiedelt haben, den Borough Market zu zeigen, der mit seinen über 200 Jahren ebenfalls älteste Markt der Stadt, wo man Gemüse, Früchte und Fleisch in allen Formen bekommt, frisch, getrocknet, gekocht und verarbeitet…bekommt. Für Liebhaber das reinste Schlemmerparadies. Das Wetter war auch very british, was mir aber kaum was ausmachte, auch wenn Sonnenschein wünschenswerter gewesen wäre. Beim Mittagessen in einem Fisch Restaurant mussten wir dann alle feststellen, dass es sich gar nicht anfühlt, als hätten wir uns 2 Monate nicht gesehen. Nachdem ich ihnen die Galerie gezeigt hatte und sie auch Pierre kennen gelernt haben, ging es an den Tottenham Court, wo wir uns im Dominion Theater, wo wir Queen einen Besuch abgestattet haben.
Nein, es gab weder Tee noch Sandwiches.
„We will Rock you“ war eine Aufführung, die wohl vor allem mein Vater als alter Queenfan nicht so schnell vergessen wird, vor allem nicht die Stelle, als Ben Elton mit seiner E-Gitarre auf die Bühne kam, um ein kurzes Solo hinzulegen.
Vielleicht hätte ich ihn bestechen sollen, dass wenn sie hier bleiben wir jeden Tag hier vorbei schauen könnten.
Mein persönliches Highlight war aber das Abendessen, das eigentlich ganz unspektakulär bei mir zu Hause statt fand, aber ich endlich wieder mit der ganzen Familie am Tisch sitzen konnte, und selbst mein Bruder, den man bevor ich weg bin doch recht selten anwesend gesehen hatte dabei war.
Die Küche war eng, der Tisch klein und den Tee gab es aus Gläsern, weil meine Mitbewohner in ihren Zimmern eine private Tassen Sammlung führen, jedoch war das Essen unbeschreiblich. Wie zu Hause!
Müde verabschiedeten mein Bruder, der bei mir übernachtete und ich meine Eltern, die sich auf den Weg zum Hotel machten. Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Ich war immer noch richtig aufgedreht vor Freude. Seltsam, mit 15 oder 16 kann man es gar nicht abwarten von zu Hause weg zu kommen, und dann wird man älter, zieht weg, und wünscht sich plötzlich, mehr Zeit mit ihnen verbringen zu können.
Nach einem reichlichen Frühstück im Hotel ging es auf den nahe liegenden Sunday Up Market in Brick Lane, wo man Köstlichkeiten aller Kulturen zu essen bekommt, und die aberwitzigsten Designerkleider, Hippieschmuck, oder traditionelle fernöstliche Massagen.
Bei Sonnenschein machten wir uns auf den Weg nach Westminster, wo sie Benni und seine Freunde kennen lernen durften, und ihm auch von weit oben aus Londons Auge winken konnten. Als Höhenangst geschädigte kann ich trotzdem stolz sagen, dass sich die Überwindung gelohnt hat!
Blutige Geschichten, und informative Fakten gab es danach von Bob, bei einer Führung durch die Folterfestung, dem Tower, über die makabere Experimentierfreudigkeit der alten Engländer. Zum Beispiel, wie man ein Geständnis erpressen kann, wenn man einen Menschen wie eine Kordel zusammenzwirbelt. Oder aber wie Teilzeithenker als Vollzeitalkoholiker einige Versuche brauchten, um eine Enthauptung zu vollstrecken (Der unschuldige, dem zuerst Arm und Schulter abgehackt wurden, bekam immerhin seinen Kopf zurück angenäht, nachdem man den rechtmäßigen Täter gefasst hatte.)
Im einstigen Folterbunker ist jetzt der Souvenir und Geschenke Shop, die moderne Art der Folter laut Bob, der uns darüber in Kenntnis setze, dass das rot blaue Kleidchen das er trägt kein Kostüm ist, sondern die Uniform der königlichen Leibgarde. Nach einem Pflichtbesuch beim größten Diamanten der Welt vertrieben mir Hunger, Müdigkeit und Regenwetter jegliche verbliebene Erkundungsneugier, und so ging es nach einem Abstecher in der Markthalle zum letzen Punkt der Tagesordnung, der Piccadilly Circus, die große belebte Kreuzung mitten in London, mit der bunten leuchtenden Werbung auf der wohl größten Leinwand die ich in meinem Leben gesehen habe und bei meinem ersten Besuch schon so fasziniert war. Nach einer erfolglosen Suche nach einem Pub, das Guinness zapft und nicht komplett überfüllt war (wie können sich Menschen nur sonntagabends in einem Pub dermaßen abschießen?), sind wir in einer amerikanischen Kneipe gelandet, aber immerhin Sitzplätze und Guinness vom Fass!
Ich hätte nichts dagegen gehabt die ganze Nacht Cider und Guinness trinkend sitzen zu bleiben…
Der 43. Geburtstag meiner Mutter begann dann heute Morgen mit Brunch und Bescherung. Das war dann auch der gemütliche Teil des Tages. Während Hunde und Katzen vom Himmel fielen stand uns die Besichtigung der Tower Bridge bevor, welche ungefähr 10 Minuten dauerte, und wir total eingenässt aufgaben uns mit teilweise schon kaputten Schirmen durch Wind und Regen zu kämpfen.
Der Spaziergang zur Millennium Bridge wurde zu einer Busfahrt umorganisiert, und die Besichtigung des Hyde Parks spontan zu einem Besuch in der Tate Modern. Immerhin stand die letzte Sehenswürdigkeit nebenan, mit den Geldgeiern im Eingang, die für eine Besichtigung in der St. Pauls Cathedral 12 Pfund wollten. Von irgendwas muss der liebe Herrgott scheinbar auch leben.
Für die gestressten Nerven gab es dann Kuchen, Kaffe und Earl Grey, bevor sich der schwerste Teil des Tages näherte. Abschied nehmen.
Vielleicht hätte ich ihnen doch den Deal mit den Dauerkarten machen sollen. Jetzt sitze ich mit Tee und Plätzchen aus der Heimat in der Leeren Küche und höre der Waschmaschine beim schleudern zu.
Kazunas Einladung, zusammen mit den anderen aus dem Beerhaus seinen Geburtstag zu feiern bin ich nicht gefolgt. Zum einen war ich viel zu müde, und zum anderen will ich auf den Anruf meiner Eltern warten, die sich melden wollten, wenn sie daheim angekommen sind, was in den nächsten Minuten geschehen dürfte…
Was ich dabei gelernt habe?
Nachdem meine Familie die letzen 3 Tage hier in London verbracht hat, hätte ich sie gerne hier behalten. Es ist nicht fair, wenn man eine sieben Millionen Stadt mit den 3 wichtigsten Menschen teilen muss.
Die Tube steht schon da, und ich steige ein. Die erste Station, an der ich umsteigen muss kommt mir fremd vor. Ist sie auch, denn es ist de falsche. Nach zwei Monaten täglicher Tubefahrerei hab ich es das erste Mal geschafft in eine komplett falsche Tube zu steigen! Ich steige um, und vergesse gedankenverloren dass ich ja umsteigen muss, aber das ist mir auch egal. Müde steige ich später aus der U-Bahn nahe meiner Wohnung, während ein paar junge Deutsche an mir vorbei laufen. Einer von ihnen scheint hier zu leben, der Rest frägt „welche Treppen müssen wir nehmen?“
Das Wochenende hat Samstag morgen begonnen, als ich meine Eltern und meinen Bruder an der Liverpool Street Station abgeholt habe, und nach einem kurzen Check in gleich nach London Bridge geschleift habe, um ihnen im ältesten Viertel Londons, wo sich im elften Jahrhundert die ersten Menschen angesiedelt haben, den Borough Market zu zeigen, der mit seinen über 200 Jahren ebenfalls älteste Markt der Stadt, wo man Gemüse, Früchte und Fleisch in allen Formen bekommt, frisch, getrocknet, gekocht und verarbeitet…bekommt. Für Liebhaber das reinste Schlemmerparadies. Das Wetter war auch very british, was mir aber kaum was ausmachte, auch wenn Sonnenschein wünschenswerter gewesen wäre. Beim Mittagessen in einem Fisch Restaurant mussten wir dann alle feststellen, dass es sich gar nicht anfühlt, als hätten wir uns 2 Monate nicht gesehen. Nachdem ich ihnen die Galerie gezeigt hatte und sie auch Pierre kennen gelernt haben, ging es an den Tottenham Court, wo wir uns im Dominion Theater, wo wir Queen einen Besuch abgestattet haben.
Nein, es gab weder Tee noch Sandwiches.
„We will Rock you“ war eine Aufführung, die wohl vor allem mein Vater als alter Queenfan nicht so schnell vergessen wird, vor allem nicht die Stelle, als Ben Elton mit seiner E-Gitarre auf die Bühne kam, um ein kurzes Solo hinzulegen.
Vielleicht hätte ich ihn bestechen sollen, dass wenn sie hier bleiben wir jeden Tag hier vorbei schauen könnten.
Mein persönliches Highlight war aber das Abendessen, das eigentlich ganz unspektakulär bei mir zu Hause statt fand, aber ich endlich wieder mit der ganzen Familie am Tisch sitzen konnte, und selbst mein Bruder, den man bevor ich weg bin doch recht selten anwesend gesehen hatte dabei war.
Die Küche war eng, der Tisch klein und den Tee gab es aus Gläsern, weil meine Mitbewohner in ihren Zimmern eine private Tassen Sammlung führen, jedoch war das Essen unbeschreiblich. Wie zu Hause!
Müde verabschiedeten mein Bruder, der bei mir übernachtete und ich meine Eltern, die sich auf den Weg zum Hotel machten. Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Ich war immer noch richtig aufgedreht vor Freude. Seltsam, mit 15 oder 16 kann man es gar nicht abwarten von zu Hause weg zu kommen, und dann wird man älter, zieht weg, und wünscht sich plötzlich, mehr Zeit mit ihnen verbringen zu können.
Nach einem reichlichen Frühstück im Hotel ging es auf den nahe liegenden Sunday Up Market in Brick Lane, wo man Köstlichkeiten aller Kulturen zu essen bekommt, und die aberwitzigsten Designerkleider, Hippieschmuck, oder traditionelle fernöstliche Massagen.
Bei Sonnenschein machten wir uns auf den Weg nach Westminster, wo sie Benni und seine Freunde kennen lernen durften, und ihm auch von weit oben aus Londons Auge winken konnten. Als Höhenangst geschädigte kann ich trotzdem stolz sagen, dass sich die Überwindung gelohnt hat!
Blutige Geschichten, und informative Fakten gab es danach von Bob, bei einer Führung durch die Folterfestung, dem Tower, über die makabere Experimentierfreudigkeit der alten Engländer. Zum Beispiel, wie man ein Geständnis erpressen kann, wenn man einen Menschen wie eine Kordel zusammenzwirbelt. Oder aber wie Teilzeithenker als Vollzeitalkoholiker einige Versuche brauchten, um eine Enthauptung zu vollstrecken (Der unschuldige, dem zuerst Arm und Schulter abgehackt wurden, bekam immerhin seinen Kopf zurück angenäht, nachdem man den rechtmäßigen Täter gefasst hatte.)
Im einstigen Folterbunker ist jetzt der Souvenir und Geschenke Shop, die moderne Art der Folter laut Bob, der uns darüber in Kenntnis setze, dass das rot blaue Kleidchen das er trägt kein Kostüm ist, sondern die Uniform der königlichen Leibgarde. Nach einem Pflichtbesuch beim größten Diamanten der Welt vertrieben mir Hunger, Müdigkeit und Regenwetter jegliche verbliebene Erkundungsneugier, und so ging es nach einem Abstecher in der Markthalle zum letzen Punkt der Tagesordnung, der Piccadilly Circus, die große belebte Kreuzung mitten in London, mit der bunten leuchtenden Werbung auf der wohl größten Leinwand die ich in meinem Leben gesehen habe und bei meinem ersten Besuch schon so fasziniert war. Nach einer erfolglosen Suche nach einem Pub, das Guinness zapft und nicht komplett überfüllt war (wie können sich Menschen nur sonntagabends in einem Pub dermaßen abschießen?), sind wir in einer amerikanischen Kneipe gelandet, aber immerhin Sitzplätze und Guinness vom Fass!
Ich hätte nichts dagegen gehabt die ganze Nacht Cider und Guinness trinkend sitzen zu bleiben…
Der 43. Geburtstag meiner Mutter begann dann heute Morgen mit Brunch und Bescherung. Das war dann auch der gemütliche Teil des Tages. Während Hunde und Katzen vom Himmel fielen stand uns die Besichtigung der Tower Bridge bevor, welche ungefähr 10 Minuten dauerte, und wir total eingenässt aufgaben uns mit teilweise schon kaputten Schirmen durch Wind und Regen zu kämpfen.
Der Spaziergang zur Millennium Bridge wurde zu einer Busfahrt umorganisiert, und die Besichtigung des Hyde Parks spontan zu einem Besuch in der Tate Modern. Immerhin stand die letzte Sehenswürdigkeit nebenan, mit den Geldgeiern im Eingang, die für eine Besichtigung in der St. Pauls Cathedral 12 Pfund wollten. Von irgendwas muss der liebe Herrgott scheinbar auch leben.
Für die gestressten Nerven gab es dann Kuchen, Kaffe und Earl Grey, bevor sich der schwerste Teil des Tages näherte. Abschied nehmen.
Vielleicht hätte ich ihnen doch den Deal mit den Dauerkarten machen sollen. Jetzt sitze ich mit Tee und Plätzchen aus der Heimat in der Leeren Küche und höre der Waschmaschine beim schleudern zu.
Kazunas Einladung, zusammen mit den anderen aus dem Beerhaus seinen Geburtstag zu feiern bin ich nicht gefolgt. Zum einen war ich viel zu müde, und zum anderen will ich auf den Anruf meiner Eltern warten, die sich melden wollten, wenn sie daheim angekommen sind, was in den nächsten Minuten geschehen dürfte…
Was ich dabei gelernt habe?
EddiinLondon - 13. Nov, 19:23