19
Okt
2008

Alles halb so schlimm

Riccardo ruft mir in dem Moment an, als ich mein Handy in der Hand halte, um ihm zu sagen dass ich mich verspäte, um mir zu sagen, dass er noch aufgehalten wurde und nicht pünktlich kommt. Als ich zur U-Bahn laufe erinnere ich mich an eine Diskussion, die wir im Englischunterricht Unterricht geführt haben. „What can go wrong will go wrong“ hat unser Lehrer gemeint, wir sollten dazu Stellung nehmen.
Zusammen mit meinem alten Mitbewohner besuche ich die Freeze Art Fair, eine riesigen Kunst- und Galerie Messe, bei der auch die Nettie Horn vertreten ist.
Tony hatte ich noch gesagt dass ich mit Fieber im Bett läge, denn während er seine Lieblings- Galerie promoten muss, hätte ich auf sein Stiefkind, die Brick Lane aufpassen sollen.
Wenn das mal gut geht, denke ich mir, und male mir aus wie er auf einmal vor mir steht, oder von hinten auf die Schulter tippt und mich fragt ob er mir denn schon so sichtlich besser ginge. Ihm zu sagen dass ich nicht wieder in die Galerie kommen will, steht mir noch bevor. Immerhin kann ich Jenny den Schlüssel übergeben und muss ihn nicht ihm persönlich aushändigen.
Gestern Abend kommt Andrea in die Küche und ich schaue erschrocken in das fremde Gesicht, Er hat sich einen Bart stehen lassen und die Haare fast weiß gebleicht. Philllipe kommt nach seinem Freund und hat lange rote Fingernägel. In der Uni haben sie mit ein paar Freunden eine kleine Selbstüberwindungs- Aufgabe bekommen. Jeder hat etwas gemacht, was er sonst nie machen würde, weil’s peinlich, schwer oder untypisch ist. Und dann macht es mich nervös eine „Abmachung“ zu brechen, die sowieso nicht fair ist?
Die Messe ist sehr beeindruckend! Hunderte Galerien von allen Kontinenten sind vertreten. Namenhafte und Namenlose Künstler hängen an den Wänden, von der Decke oder stehen in den Gängen in allen Formen, Farben und Materialien. An einigen bleibe ich lange stehen, an anderen laufe ich vorbei. Hier herrscht eine richtige Kunst Stimmung! Riccardo, der seine Rote Signaljacke in seinen Rucksack gepackt hat steht manchmal neben mir dann sieht er irgendwas das ihm gefällt, und schwups ist er weg. Ist nicht einfach ihn zwischen den vielen Stellwänden und Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. Er kennt einige Künstler und erklärt mir was er so über Technik, Stil und dessen Hintergrund weiß. Ich bin überrascht wovon er alles so eine Ahnung hat. Das unwohle Gefühl, dass Tony jederzeit um die ecke biegen könnte bleibt aber.
Erschlagen von den vielen Eindrücken gehe ich dann am Nachmittag wieder nach Hause, um mich fürs Bierhaus zu richten. Tony habe ich nicht mehr getroffen. Angekommen stelle ich fest, dass die Elektriker endlich da waren und wieder alles in alter Ordnung ist (bis auf das die Idioten unseren Geschirrschwamm missbraucht haben um den Stromkasten zu reinigen). Jenny hat mir eine sms geschrieben, wann ich ihr morgen den Schlüssel für die Galerie aushändigen kann.
War doch alles nur halb so wild.

Nachbargeschichten

Nach einer langen Nacht in der Kerzen Küche (als Philippe und Andrea heim kamen haben wir dann doch noch gewartet, da der Notruf meinte, sie rücken auch nachts aus, allerdings müsse einer die Tür aufmachen) stehe ich heute morgen ungewohnt früh für England auf, um in der Agentur anzurufen, und mich nach dem neuesten Stand der Dinge zu erkundigen. Natürlich kamen keine Techniker…Und einen weiteren Tag ohne Strom ist selbst mir zuviel! Ming stellt mir sein Handy zur Verfügung, meint ich könne so was besser. Ich kann noch immer nicht sagen, ob er nur schüchtern, eigenartig, der beides ist.
Danach klopfe ich an der Tür unserer Nachbarn. Ein blonder Junge, schätzungsweise meines Alters öffnet. Ich entschuldige mich für die frühe Störung, als ich sehe, dass er noch Barfuß ist, wirkt wie ich noch ziemlich verschlafen. Bestimmt Schwede, denke ich. Er hat Mitleid, und lässt mich mein Handy an einer Steckdose in der Küche aufzuladen. Neugierig erkundige ich mich nach seiner WG, und erzähle ihm von unserem Haus. „I’m from Germany“ sage ich, und er antwortet“ „Oh, really? Mee too!“„Ja dann kannste ja auch Deutsch!“. „Ja klar“, und er erklärt mir, dass er aus Hamburg ist. Ich überlasse ihm mein Telefon und gehe rüber, um mir im 24 Stunden Somerfield um die Ecke frischen Joghurt zu kaufen. Als ich nach einer halben Stunde mein Handy abholen will, frage ich ihn, ob er denn einen Job suche (jeder hier sucht einen Job), und erkläre ihm, dass wir in der Beer Bar noch Barkeeper suchen. Er schnappt sich sein Handy um sich meine Nummer zu notieren, und als ich anfange ihm meine Nummer zu diktieren lacht er und meint „Moment, erstmal deinen Namen“. Den Part hatte ich ganz vergessen. „Ich bin die Edith“ stelle ich mich vor. „Philipp“ antwortet er. Jetzt muss ich lachen…
Ich schlage ihm eine Kennenlern Party vor. Es ist immer gut, ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Nachbarn zu pflegen. Da ihm auch nicht alle Namen seiner Mitbewohner einfallen, ist das wohl auch die Gelegenheit, um heraus zu bekommen mit wem er denn überhaupt zusammen wohnt.
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