18
Okt
2008

Stromausfall

Great Western World! Seit gestern Nachmittag haben wir keinen Strom in der WG. Kein Strom, das heißt es ist seit halb 7 stockdunkel im Haus, die Milch steht vergoren im warmen Kühlschrank, der Fisch liegt aufgetaut neben dem Jahresvorrat Mikrowellen Lasagne der Jungs in der Gefriertruhe, und kein tropfen Wasser aus der Dusche.
Riccardo, Ming und ich sitzen in der Küche. Riccardo und ich trinken Bowle. Ming und ich waren vorhin Kerzen kaufen und ich hab mir noch ne Packung Studentenfutter geholt, das hier viel besser Schmeckt als das in Deutschland, da sie auf die Wahlnüsse, die aussehen wie Gehirnhälften verzichten, dafür aber viel mehr getrocknete Früchte(nicht nur Rosinen) drin sind. Ming, der auf dem Heimweg sich geweigert hat die Kerzen in die Tüte Studentenfutter, Nudeln und Konservenfisch zu tun, da das Essen schmutzig wird lehnt die Tasse, die ich ihm anbiete Dankend ab. Vielleicht hat er meinen Witz vorhin doch zu ernst genommen als ich meinte „You can never know if your vegetable isn’t from Tschernobyl, so why worry about things you can’t change anyway.“
„Er denkt die Äpfel seien aus Tschernobil“ kläre ich Ricardo auf, der seine Tasse mit einem „Thank you very much, that’s so kind! Gerne annimmt. Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück, Ricardo sitzt auf der Theke neben dem Herd, auf dem Tisch stehen Kerzen. Eigentlich ganz gemütlich finde ich, aber Ming ist ganz schön gestresst. Auf dem Heimweg haben wir uns über die Spielplätze unterhalten die so oft leer sind. Ming meint, Playstation spielen macht ja auch viel mehr Spaß, wer will da schon rutschen, Burgen bauen oder Schaukeln.
Das Essen ist ohnehin futsch, es ist 8 Uhr abends und die Elektriker werden frühestens morgen früh kommen. Why worry about something you can’t change anyway? Denke ich mir mal wieder! Die Haare habe ich mit kaltem Wasser provisorisch gewaschen, das ich in einen Topf gefüllt habe um es mir über den Kopf zu schütten. Richtig duschen ist mir dann doch zu hardcore.
Im Haus ist es auch nicht gerade warm, aber wir haben den Gasherd an, so kann man es immerhin in unserer Candle Light Küche aushalten.
Ming geht raus an den Stromkasten. Obwohl er davon kaum eine Ahnung hat (er studiert Marketing) versucht er schon seit er von der Uni heim gekommen ist das Ding zu reparieren. Derweil sitz ich mit der Kerze und dem Studentenfutter am Küchentisch und schreibe auf Papier. Der Akku meines Laptops hat schon lange den Geist aufgegeben. Riccardo packt oben bei Kerzenlicht seine Koffer.
Ming kommt in die Küche, schaut aus dem Fenster zur Straße, Ausschau haltend nach dem Elektriker Notdienst(von wo er übrigens gerade kam) und geht wieder raus, kommt, schaut auf sein Handy ob sich die Agentur gemeldet hat, um dann wieder an den Stromkasten zu laufen. „Come on!“ rufe ich ihm hinterher. „You make me nervous!!“ Aber er meint, er kann nicht einfach rumsitzen und nichts tun. “Musste ja nicht” erkläre ich ihm kauend auf Englisch. „Les’ n Buch, mach dir n Kaaba (Tee will er ja nicht). Is doch auch was!“ Und hoffe ihn endlich zum stillsitzen zu bringen. Tut er dann auch. In sein Handy vertieft (er hat als einziger noch Akku übrig, weil er zwei Handys hat), aber nicht ohne bei jedem Geräusch eines vorbei fahrenden Autos aus dem Fenster zu schauen. Ich stelle erstmal Milch auf den Herd und hole meine Lektüre aus meinem stockdunklen Zimmer.

Bavaria für Fortgeschrittene

Gestern Abend war mein zweiter Abend im Beer House und anders als noch vor 3 Tagen lief alles beeindruckend gut! Dazu hatte ich auch wahnsinniges Glück, denn ich hatte nur 35 Gäste, die in 3 Gruppen erschienen sind und unter ihnen auch das deutsche Volk vertreten war. Meine deutschen Gäste haben es dann auch für mich übernommen, ihren Japanischen, Australischen Japanischen und Südamerikanischen Freunden die Speisekarte zu erklären und ihr eigenes Lieblingsbier fürsorglich mit zu bestellten. Zudem eröffnete jeder Tisch ein Tab. Das heißt, jeder Tisch lässt mir eine Kreditkarte als Pfand, bis ich am Ende alle Gäste abkassiert habe (die Betrunkenen laufen hier auch gerne mal ohne zu bezahlen raus…). Außerdem befanden sich meine Tische alle im ersten Raum nahe der Handheld Station, weswegen ich mich nicht mit Empfangsstörungen rumärgern musste. Diese optimalen Umstände stimmten mich so gut, dass ich in Höchstform aufgelaufen bin.
„Hello Guys“, begrüßte ich mit einem Grinsen in das ein Apfelstrudel quer reinpasst meine Gäste. „My Name is Edith and tonight I’m your waitress. If you have any wishes or qestions, don’t by shy, just come to me! I hope you’ll enjoy that evening. Welcome to Germany!”
Die Posse jubelt, klatscht Beifall, jubelt und Prostet mit der ersten Runde Maß zu. Erdinger, Paulaner, Warsteiner, hell, dunkel oder weiß, Radler und Russen wandern in beeindruckender Geschwindigkeit vom Zapfhahn zu den Biertischen, Currywürste, Nürnberger, Frankfurter, Wiener oder Weiße mit Brezeln, Obazter und süßem Senf, Sauerkraut oder Kartoffelpüree trage ich raus, nicht ohne mir hin und weder selbst eine von den riesen Platten zu schnappen. Eingeladen werde ich auch. Auf Jägermeister, Vodka Brause, Feiglinge oder Obstler. Die Theke hat allerhand zutun, die vielen Kellnerinnen in den hellblauen Dirndln mit Bier zu versorgen, lässt sich aber nicht sichtbar stressen, sondern kippen die Herrenlos gebliebenen kurzen runter, ehe sie die Maßkrüge zehnerweise weiter zu füllen.
Einer anderen Kellnerin geht es wie mir beim letzen Mal. Sie vertauscht Tische und Rechnungen und kommt durcheinander. Als ihr alles zuviel wird seh ich sie plötzlich weinend im Staffraum stehen, umringt von anderen Kellnerinnen, die versuchen sie zu trösten.
Weiß schon, wie sich das anfühlt, sie tut mir schon ein bisschen Leid, aber unser Barkeeper sagt kühl, dass sie in dem Fall für den Job nicht die richtige ist.
Trotzdem versuche ich sie etwas zu beruhigen, so oder so muss sie heute Abend weiterarbeiten.
Auf einem Tablett am Tisch der ohnehin schon satten Meute sind noch ein paar Stücke Apfelstrudel übrig geblieben und mein Herz schlägt Purzelbäume. Ich zeige auf das Tablett, das neben einem Tablett mit Weißwürsten und Sauerkraut steht, ziehe die Augenbrauen zusammen und frage „Do you wanna eat that?“ und achte darauf so zu klingen als würde ich sagen „Wollt ihr diese Froschschenkel wirklich essen?“ „No, take it.“ Ooooohjaaaaaa! Darauf hatte ich gehofft! In der Küche angekommen sind die letzen Stücke MEINS!
Die Spühlfrau, eine kleine Asiatin, lacht mich aus. Ich biete ihr ein Stück an, aber sie winkt ab. Ist den Kuchen hier schon satt. Muss wohl schon ne Weile hier arbeiten.
Besser so- für mich!
Als ich am Abend abkassiere und mich ordnungsgemäß verabschiede mit „Thank you for comming, it was a pleasure to be your waitress, I hope you had a good time as well and I’ll see you again!“ staune ich nicht schlecht. Bezüglich des Trinkgeldes haben mir die anderen Mädels nicht zu wenig versprochen!
Anlässlich Bennys letzen Abend in England, der hier 2 Monate gekeepert hat folgen wir unserem Bar Star noch ins Trafic (Es dauert eine Weile bis wir eine Bar gefunden haben, die an einem Mittwochabend noch geöffnet hat) und stoßen mit Bier an. Ich entscheide mich auf Empfehlung Steffens, unser Bar Frontman, der seit 5 Monaten in einem Hostel residiert, und auf keinen Fall jemals wieder nach Deutschland zurück möchte für ein Japanisches Bier (sehr herb für ein helles Bier, für Bierfreunde echt zu empfehlen!).
Für mich ist der Abend nach dem letzen Sambuca dann zu Ende gegangen. Gegen 2 mache ich mich mit Eva auf den Weg zur Bushaltestelle, auf der Suche nach dem passenden Nachbus…

Brick Lane

Nachdem ich an der Galerie kaum noch ein gutes Haar gelassen habe, würde ich euch gerne von der heimlichen Attraktion Londons erzählen!
Die Brick Lane:
Hier, wo früher die gesamte Textilindustrie angesiedelt war, reiht sich heute ein Ali Baba Kaffee (wie ich sie nenne) an das nächste. Dazwischen findet man Gemüsehändler, von denen die deutschen Marktschreier noch einiges lernen können und –als Überbleibsel- zahlreiche Sariläden.
In Brick Lane wohnen schätzungsweise 60 000 Banglanesen, weshalb das Viertel auch als Bangladesh Town bekannt ist. Frauen sieht man kaum auf den Straßen. Isoliert von der englischen Gesellschaft, bleiben sie unter sich. Da sie zum großen Teil weder die Englische Sprache können, geschweige denn lesen und schreiben gestaltet ihre Integration sich doch recht schwer.
Die Läden, von Döner über Gewürze und Süßigkeiten bis hin zu Textil und Lederwaren werden von den Männern geführt, die wenn sie mal keine Kundschaft haben schwatzend auf der Straße stehen und gerne mal den vorbeilaufenden europäischen Frauen hinterher pfeifen.
Wenn man sich von der White Chapel High Street im Süden East Londons sich in Richtung Bethnal Green, die nördlich davon ist bewegt, wirkt das Leben immer alternativer. Hier haben sich die Studenten eingefunden, die man in den „kommerzielleren“ Ali Baba Kaffees findet.
Vereinzelt tauchen zuerst links und rechts Shisha Bars mit Internet auf, dann Beagle Shops und Studenten Bars, ausgefallene Designer Läden, Lederwaren Geschäfte, Galerien, Trödler, Sari, - und letztendlich auch sehr gut sortierte Plattenläden.
An den Wänden zwischen den Schaufenstern findet man bunte Grafittis.
Der Brick Lane Market, der sonntags in der großen Halle im zweiten drittel Der Straße stattfindet ist das Highlight des Wochenendes, aber auch die Vibe Bar ein beliebtes Ziel. Im Innenhof sind unter großen Bäumen Tische und Bänke, es werden Snacks verkauft und unverschlüsseltes W-Lan ist verfügbar. Die Vibe Bar, die sich Tagsüber perfekt für eine Mittagspause anbietet während man seine E-Mails checkt, verwandelt sich gegen Abend und am Wochenende in einen richtigen Club, der aber noch darauf wartet von mir besucht zu werden.
Der Rouch Trade nur ein paar hundert Meter weiter in einer Seitengasse ist ein trendiger Musikladen in dem man nicht nur vergleichsweise günstige Neuerscheinungen bekommt, sondern auch ganz neben bei Bohnenkaffee( hier lebt ja fast jeder von Instantcoffee) bekommt, sich einen Muffin aus der gläsernen Kuchenvitrine, die auch als Theke dient aussuchen kann und sich auf eines der vielen Sofas setzen kann, um sich über Musik oder was auch immer zu unterhalten.
Kurz bevor die Brick Lane dann auf die Bethnal Green trifft ist auf der rechten Seite, schräg gegenüber vom Beagle Shop der behauptet der erste Beagle Shop Londons zu sein die Brick Lane Gallery, in der ich mich, um meinem tristlosen Rumsitzen ein Ende zu bereiten für die nächsten beiden Tage kranke gemeldet habe.
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